Da bin ich in der glücklichen Lage, als FCN-Mitglied und Dauerkartenbesitzer zwei Karten für das Spiel des Lebens, das DFB-Pokal-Finale zu erhalten. Viele sind leer ausgegangen. Viele, die durchaus Karten verdient hätten. Aber, so habe ich mir gedacht, man hat ja Kumpels, man hat ja Freunde. Die würden einem in solch einer Situation schon aushelfen.

Aus diesem Grund hab ich noch niemanden meine zweite Karte versprochen, nicht mal meiner Freundin, die nun plötzlich auch an einem Besuch interessiert ist. Ich gehe nämlich von der Situation aus, was wäre, wenn ich leer ausgegangen wäre? Würde ich nicht dann von meinen Freunden und Kumpels eine Karte zu ergattern erhoffen? Würde ich nicht hoffen, dass mich einer aus der Lethargie holt? Wir sind die Fans! Wir gehören zusammen!? Wir sind ein Team!?

Wie sieht nun die Realität aus? Jeder verspricht seine Karten, ohne Rücksichtnahme, wer da draußen bleiben muss. Einige ganz kranke verkaufen ihre Tickets sogar schon auf ebay… Wenn ich mir vorstelle, man ist zu zwölft und sechs Leute bekommen je zwei Karten – dann wäre jeder versorgt? Aber das ist das Paradies – das gibt es doch nicht wirklich!

Dass jemand seinem Vater oder seinen Onkel einen (weiteren) Lebenstraum ermöglicht, ist nachvollziehbar. Dass jemand seine Freundin / seinen Freund mitnimmt, ebenso. Aber dass man am Tisch mit “seinen Kumpels” sitzt und überhaupt nicht zuhört, wenn diese verzweifelt sind, wenn diese dabei sind, ihren größten Augenblick seit “als ich noch ein ganz kleiner Bub war” zu verpassen. Natürlich bekommt man vom Partner zuhause die emotionale Pistole auf die Brust gesetzt, aber da müsste man halt auch mal seinen Mann stehen!? Ein ganz einfaches “Schatzi, das haben wir so vereinbart. Wenn eine übrig bleibt dann gerne” hätte es da schon getan. Würde gerne wissen, was die Kandidaten sagen würden, wenn sie deswegen draußen bleiben müssten.

Meine Vorstellung vom großen Topf, in den jeder seine Karten gibt und die “bedürftigen” damit versorgt, ist ausgeträumt. Jeder kämpft für sich selbst, jeder lebt für sich selbst. Nur ein paar wenige Idealisten wie ich klammern sich an diesen Gedanken des Kollektivs, und brechen damit einen Streit in den eigenen vier Wänden vom Zaun, weil sie auch in der Beziehung zu ihrer Meinung stehen.

Wir sind ein Volk von Egoisten – ein Wort gilt nichts – jeder ist sich selbst der nächste! Herrgott schütze mich vor dieser Situation, auf Kumpels angewiesen zu sein!

Was werde ich also tun? Ich werde abwarten, ob mein Fahnenmeier als Fahnenschwenker mitkommen darf (er wurde leider nicht gelost), ansonsten werde ich meine Freundin mitnehmen. Die freut sich und gern hab ich sie ja schließlich auch. Und ich will nicht der einzige sein, der hart geblieben ist und mir dann für den Rest meines Lebens anhören, wie gemein ich war, da schließlich niemand anderes so war…

Tags: Pokalfinale